Spotlight Messe
Grundsätzlich setzt die Verpackungsindustrie auf das Äußere, nur bei ihren eigenen Messeständen kommt dies oft zu kurz. Paradox, absurd, fatal? Ein unverblümter Kommentar, der inspirieren soll.
Die Fashion Welt versteht es ihre Produkte richtig in Szene zu setzen. Für eine Show oder eine Messe werden schon mal fiktive Supermärkte gebaut, Laufstege durch Kaufhäuser gezogen oder gar ganze Unterwasserwelten nachgeahmt. Alles für den Zuschauer und eine gute Story. Auch wenn manche Inszenierungen fast schon von Größenwahn zeugen, eines hat die Branche kapiert: Der Zuschauer horcht nur auf, wenn ihm eine gute Geschichte geboten wird. Das ist visuell nicht anders.
Schade, dass man auf einer Verpackungsmesse manchmal lange nach solchen Geschichten suchen muss. Bei den Ausstellern der Branche dominiert offenbar die Annahme, die Verpackung existiere in einem Vakuum. Tragisch gehen dann trostlose Weißmuster in der Leere der gläsernen Vitrine unter. Verschluckt von einem großen Nichts. Das schwarze Loch der Messerealität!
Dabei ist doch gerade in dieser Branche die Verpackung das Gesicht der eigenen Marke. Als Produkt und Werbefläche zugleich, ist sie in der Lage, den Betrachter positiv zu überraschen und in ihm Interesse zu wecken. Was man zu seinen Gunsten einsetzen kann: Die Verpackung interagiert mit ihrer Umgebung, mit dem Raum und dem Design der anderen Produkte und erzeugt so eine bestimmte Atmosphäre.
Schon allein durch eine geschickte Platzierung und Anordnung der Muster kann so beim potentiellen Kunden ein Anreiz geschaffen werden, die Produkte näher zu betrachten – sie in die Hand zu nehmen und aus nächster Nähe zu erleben. Der britische Wissenschaftler William Gaver beschreibt dies in seinem Paper anhand des „ecological approach to social interaction“, in dem er erklärt, dass der materielle Kontext durchaus Auswirkungen auf soziale Verhaltensmuster habe. Eine leere Verpackung hinter einer Glaswand löst zwar auch bestimmte Gefühle und Reaktionen aus, aber diese möchte man nicht näher beschreiben.
Liebe Aussteller, lasst Euch gesagt sein: Es lohnt sich einen Gedanken mehr in die Gestaltung des Messestandes zu verschwenden, ein Muster mal echtes Produkt sein zu lassen, ein aufwendiges Mock-Up zu gestalten, ansprechende Displays zu bauen und den Stand mit einer Visual Narrative zu versehen, um sowohl der Verpackung, als auch dem Messebesucher gerecht zu werden.
Dass man sich dabei nicht unbedingt in Unkosten stürzen muss, beweisen andere Branchen. Eine Aesop Installation bei MERCI in Paris zeigt, wie man bereits mit einfachen Mitteln eine besondere Ausstellungsfläche gestaltet kann. Und wenn es dann doch mal aufwendiger wird…wie sagt Modemacher Karl Lagerfeld so schön: „Man muss das Geld zum Fenster rauswerfen, damit es zur Tür wieder reinkommt“. Manchmal ist ein bisschen Größenwahn eben doch nicht so verkehrt.
Bild Quelle: Die Aesop Installation bei MERCI in Paris – geschickt werden die vorhandenen Umkartons in den POS integriert und kreieren ein ansprechendes Design.
Bild Quelle Haven's Kitchen: Nicole Franzen